Der "Indianer" des Autorennsports: Karl Wendlinger in "Feuer und Flamme"
„Ein ganz junger Tiroler mit der Seele eines sehr, sehr alten Indianers“, so hat ihn das österreichische Magazin „Autorevue“ einmal betitelt. Dieser Satz fasst die Ruhe und Gelassenheit des ehemaligen Formel1-Piloten Karl Wendlinger recht gut in Worte. „Ich hab immer schon wenig geredet. In dieser Ruhe hat irgendwie sicher immer meine Kraft gelegen“, erklärt er, „aber andererseits habe ich deshalb nie groß Politik für mich gemacht und mich nur schlecht verkaufen können.“ Solange die Leistung im Formel1-Auto gepasst hat, war das nie ein Problem, weiß er. Zum Problem wurde es nach einem schweren Unfall.
Am 12.Mai 1994 – zwei Wochen nach dem tödlichen Unfall von Ayrton Senna in Imola und drei Minuten vor Trainingsschluss beim Großen Preis von Monaco - verunglückte Karl Wendlinger bei der Tunnelausfahrt an der Schikane am Hafen und erlitt schwerste Kopfverletzungen. Es folgten 19 Tage im künstlichen Koma und dann ein mühsamer Weg zurück ins Formel1-Auto. „Hätte ich nicht immer dieses Comeback für 1995 im Kopf gehabt, hätte ich die Therapie nie so ehrgeizig mitgemacht“ erinnert er sich, „auch wenn klar war, dass es schwer würde. Viele haben sicher gedacht: `Der, der soll froh sein, dass er überhaupt noch lebt.`“ Das Konzentrieren, das Fokussieren auf das Auto und die Strecke, fielen ihm jedoch im Jahr nach dem Unfall so schwer, dass er nicht mehr an seine früheren Leistungen anknüpfen konnte: „Viele Freunde und Teamkollegen sind mir treu geblieben in dieser Zeit. Bei anderen wiederum habe ich genau gemerkt, wie sie die Augen verdrehten, wenn ich daherkam. Anfangs hat mich das schon verletzt.“ Seit dem Unfall rede er mehr, erzählt Wendlinger – eine der schöneren Folgen des Unfalls. Sichtbare Narben gebe es keine. „Die da am Auge, ach die“ lacht er, „die habe ich mir schon als Sechsjähriger geholt, als ich mit meinem ersten motorisierten Gefährt, einem kleinen Motorrad, durch die Scheibe der Waschhalle in der Autowerkstatt meines Großvaters gedonnert bin!“
Über zwanzig Jahre nach seinem schweren Formel1-Unfall ist Karl Wendlinger bei AMG Mercedes unter Vertrag: als Markenbotschafter, Fahrsicherheitstrainer und Rennfahrer in der GT3-Klasse. Karl Wendlinger, der Autorennfahrer, der einst die deutsche Formel3-Meisterschaft vor Michael Schumacher und Heinz-Harald Frentzen gewann. Warum er trotzdem nicht mit dem Schicksal hadert, wieso er genau Ayrton Senna für unsterblich gehalten hatte und vieles mehr, erzählt uns der Kufsteiner auch am Sonntag, den 31.7.2016 (10-12 Uhr) im Südtirol1-Sonntagsfrühstück „Feuer und Flamme“.